Im Jahre 1947 lebte die Tradition wieder auf und die Ostenwalder feierten zum ersten Mal nach dem schrecklichen Krieg in Altmanns „kleinem Lagerschuppen“ ein sehr feuchtfröhliches Fest. Denn trotz der schwierigen Zeit konnte man sogar „geistige“ Getränke auftreiben. Dazu fuhren drei Schützenbrüder mit dreißig Pfund Roggen gemeinsam zur bekannten „Schnapsbrennerei in der Feldburg“ und konnten dort den Schnaps organisieren. Zum Schützenfest waren die Flaschen im Umfeld des Festsaals bei Altmann im Straßengraben versteckt worden. Der König wurde 1947 und 1948 aufgrund einer Anordnung der Besatzungsmächte mit der Armbrust ausgeschossen. Manpage15image34422304 zielte im Abstand von ca. 8 m auf eine Waagenflechte mit Zehner-Ringscheiben, die vor dem Hühnerstall bei Altmann aufgebaut war. 1949 wurde wieder der Markenkönig ausgeschossen. Ab 1949 durfte der König mit Luftgewehr ausgeschossen werden.

Ein Jahr später, am 21. Mai 1950, konnte der Bürger Schützenverein Ostenwalde in der großen geschmückter Scheune bei Altmann sein 30-jähriges Bestehen feiern. Auf Althelmigs Kamp waren viele auswärtige Vereine zur Ehrung angetreten. Das Preisschießen bei Altmann wurde mit dem Luftgewehr durchgeführt.

Antreten zur Bekanntgabe des Schützenkönigs am Vormittag

Nähert sich das Fronleichnamsfest, rückt auch das Schützenfest näher. Bereits in den Wochen zuvor besteht für alle Vereinsmitglieder und deren Familienangehörige die Möglichkeit am Kordel- und Plakettenschießen teilzunehmen. Die Plaketten werden je nach erreichter Ringzahl (fünf Schuss) in Bronze, Silber und Gold jedes Jahr mit einem anderen Motiv ausgegeben. 

Am Fronleichnamstag findet auf dem vereinseigenen Gelände das Kinderschützenfest statt. Der Königstisch vom Vorjahr übernimmt dabei die Bedienung mit Kaffee und Kuchen auf dem Festzelt, während sich die Kinder an den einzelnen Spielständen vergnügen. Der Kuchen wird von Vereinsmitgliedern des Bezirkes gestiftet, der in dem Jahr auch für das Schmücken des Festplatzes und Festzeltes zuständig ist.

Schützenumzug nach der Messfeier

 
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Am Freitag nach Fronleichnam findet dann das Schützenfest statt, das an diesem Tag alle Vereine der Mark Hörstel begehen. Für die Ostenwalder Vereinsmitglieder beginnt der Schützenfesttag morgens um 07.30 Uhr mit der Schützenmesse in der Christus-König-Kapelle in Ostenwalde. Die Ostenwalder Vereinsmitglieder treten nach der Schützenmesse auf dem Kapellenplatz an und legen dort am Mahn- mal einen Kranz nieder. Nach einem Schützenumzug beginnt das Ringen um die Königswürde im Schießstand. Um 11.00 Uhr treten die Vereinsmitglieder zur Bekanntgabe des Königs an und begleiten ihn dann anschließend auch zum Markenkönigschießen. Das Markenkönigschießen richtet dabei immer der Verein aus, der im Vorjahr den Markenkönig gestellt hat.

In Ostenwalde trifft sich am gleichen Tag abends um 19.00 Uhr die Schützenfamilie zur Proklamation des neuen Schützenkönigs oder der Schützenkönigin, da mittlerweile auch einige Frauen dem Verein beigetreten sind. Im Rahmen der Proklamation werden auch die Pokale verliehen, die die Frauen am Fronleichnamstag und am Schützenfesttag unter sich ausgeschossen haben. Nach einem Schützenumzug und dem Ehrentanz des neuen Königspaares auf dem Zelt wird dann bis tief in die Nacht gefeiert.

Am ersten Samstag im Juli bringt die Schützenfamilie ihrem neuen König nach einem Schützengottesdienst in der Christus-König-Kapelle die Königsscheibe. Musikalisch begleitet wird das Scheibewegbringen vom Blasorchester Hörstel.

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Am 25. Juli 1920 wurde das erste Schützenfest auf dem Heitkamp hinter dem Landgasthof Altmann, wo zu der damaligen Zeit ein größerer Buchenbestand war, gefeiert. Behelfsmäßig hat man sich einen Schießstand aus Bahnschwellen gebaut. Am Ende des Schießkanals waren Bahnschwellen als Kugelfang gestapelt. Davor wurde die Scheibe angebracht und dahinter war ein Erdwall. Linksseitig war ein Bunker, wo derjenige, der mit dem Auswechseln der Zielscheibe beauftragt war, in Deckung gehen konnte. Der König wurde mit Karabinern auf Ringscheiben im Abstand von 75 m ausgeschossen.

In den Anfangsjahren wurde nur am Sonntag gefeiert. Die Männer trafen sich um 13.00 Uhr am Schießstand, um den König auszuschießen. Der erste Schützenkönig war Anton Veismann, der sich als Königin Anna Schoppe auserkoren hatte. Gegen Abend kamen die Mädchen und Frauen, die sich für diesen Anlass sehr fein gemacht hatten, hinzu. Es folgte die Proklamation, der Festzug und ein gemütliches Beisammensein mit Tanz. Das Königspaar wurde beim Festumzug in einer Kutsche durch die Bauernschaft gefahren. Überall standen fröhliche und festlich gekleidete Menschen, die dem Paar zujubelten. Schon in den ersten Jahren, so ist überliefert, hätten sich viele Neugierige eingefunden. Wenn in Ostenwalde Schützenfest gefeiert wurde, waren Hörstel und Hopsten wie ausgestorben.

Drei Jahre nach dem ersten Schützenfest, im Inflationsjahr 1923, ruhte das Vereinsleben wegen der Ruhrgebietsbesetzung.

Schon im Jahr vorher hatte der neue Vorsit- zende August Ungruh, genannt „Backs Au- gust“, viele Schwierigkeiten zu meistern, da- mit überhaupt Schützenfest gefeiert werden konnte. Wegen der politischen Unruhen und Morde – am 4. Juni 1922 wurde der damalige Außenminister Walther Rathenau ermordet – waren öffentliche Umzüge verboten. Deshalb führte der Festzug nicht über die Hauptstraße, sondern über die Feldbahnschienen und Feldwege hintenherum nach Altmann „Fännand“. Feldbahnschienen waren Schienen, die verlegt waren, um Ödland und Heideflächen urbar zu machen. Auf diesen Schienen standen Loren, die an Wochentagen von Hand mit Boden beladen wurden. Dieser wurde in den Niederungen abgekippt. Damit wurden Sumpfgebiete trockengelegt und es entstanden aus Naturflächen Kulturflächen.

Aber 1924 wurde wieder gefeiert.

1925 war ein besonderes Jahr im Vereinsle- ben, denn am Tag des Schützenfestes konnte die neue Vereinsfahne feierlich eingeweiht werden. Außerdem wurde auf dem Fest erst- mals die neue Königskette getragen. Dass die beträchtlichen Kosten für Fahne und Kette gedeckt waren, ist allein dem damaligen ersten Vorsitzenden August Ungruh zu verdanken. Seit Herbst 1924 hatte er in allen Häusern vorgesprochen und „Spendenthaler“ gesammelt. Für das Fest waren zwei große Zelte errichtet